Brasilien zweiter Achtelfinalist

Als zweite Mannschaft haben sich die Brasilianer vorzeitig für das Achtelfinale bei der Fußball-WM in Südafrika qualifiziert. Mit einem verdienten 3:1-Sieg gegen die Elfenbeinküste behauptete man nicht nur die Führung in der Gruppe G, sondern ist darüber hinaus nicht mehr von einem der ersten beiden Plätze zu verdrängen.

Luís Fabiano ebnet den Weg

Den Weg für die "Seleção" bereitete Luís Fabiano, der mit zwei Treffern maßgeblichen Anteil am Erfolg hatte. Dabei sah das zweite Tor zunächst nach einer brillanten Einzelleistung aus, bei näherer Betrachtung jedoch erwies es sich als irregulärer Treffer. Zweimal war der Stürmer mit dem Arm am Ball (50.). Für die Entscheidung sorgte dann Elano (62.). Der Ehrentreffer von Didier Drogba (79.) hatte einerseits statistischen Wert, könnte aber darüber hinaus dem Torverhältnis der Elfenbeinküste noch recht gut tun, was sich im Gruppen-Finale als überaus hilfreich erweisen kann.

In der ersten Halbzeit bewegten sich beide Mannschaften auf Augenhöhe. Die Ivorer brachten die fußballerische Qualität mit, um Gleichwertigkeit zu erreichen. Es waren kaum Vorteile für eine der Seiten auszumachen. Und den Brasilianern gelang es nicht, die gewünschte Spielkontrolle zu übernehmen. Torchancen blieben in den ersten 45 Minuten gänzlich aus - mit einer Ausnahme. Diese nutzte Luís Fabiano gleich zum 1:0 (25.).

Der kommende Weltmeister?

Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich das Spiel zugunsten der Südamerikaner. Die recht zügig fallenden Tore unterstrichen das. Dabei präsentierte sich der Rekordweltmeister gnadenlos effektiv im Verwerten seiner Torgelegenheiten. Zudem zeichnen die Mannschaft von Carlos "Dunga" ohnehin eine enorme Cleverness und ein hohes Maß an taktischer Disziplin aus. All diese für Brasilianer zu untypische Tugenden sollten dem Rest der Fußball-Welt zu Denken geben. Brasilien wird im weiteren Turnierverlauf kaum zu schlagen sein. Die "Seleção" bestätigte eindrucksvoll ihren Status als Topfavorit Nummer eins.

Dass man in Brasilien dennoch nicht zufrieden ist, steht auf einem anderen Blatt. Es ist die glanzlose und ergebnisorientierte Spielweise, die den Fachleuten und Fans in der Heimat sauer aufstößt. Dafür wird "Dunga" ständig kritisiert. Hier hat man noch immer nicht begriffen, dass die Zeiten des "Samba-Fußballs" längst vorbei sind. So gewinnt man heute keine Titel mehr. Doch den Trainer ficht das nicht an, das hat er seit seiner Amtsübernahme bewiesen. Er ordnet dem Erfolg alles unter. Und das Wichtigste ist, seine Spieler folgen ihm, sind überzeugt von diesem Weg. Für dei Philosophie spricht auch die Tatsache, dass nicht etwa Luís Fabiano (offiziell "Man of the Match") der beste Spieler war, sondern Innenverteidiger Lúcio die Partie prägte. Der Kapitän strahlte eine unglaubliche Präsenz aus. Er war der zweikampfstärkste Spieler auf dem Feld und überzeugte wie immer durch seine Dynamik und Antizipationsfähigkeit.

Platzverweis für "Kaká"

Die Ivorer ihrerseits gaben nie auf, bemühten sich bis zum Ende um eine Resultatsverbesserung. Doch brachten sie auch übertriebene Härte ins Spiel. So hatte beispielsweise Elano Glück, dass ihm Ismael Tioté nicht das Schienbein durchgetreten hat. Eine schwere Prellung und die Auswechslung aber waren die Folge. Die Brasilianer ließen sich durch die harte Gangart, die von Schiedsrichter Stéphane Lannoy nicht konsequent geahndet wurde, ein wenig provozieren. Das führte zu Tumulten auf dem Platz und zu einer eher lächerlichen Gelb-Roten Karte für "Kaká". Dessen Ausfall im letzten Gruppenspiel gegen Portugal schmerzt allerdings nicht allzu sehr, im Achtelfinale ist er ja wieder dabei.

Die Elfenbeinküste wird zum Abschluss Nordkorea schlagen müssen - und das möglichst klar. Denn in der Tat könnte am Ende das Torverhältnis entscheiden, ob die Westafrikaner vor Portugal ins Ziel kommen.