In der Gruppe B setzten sich letztlich die beiden favorisierten Mannschaften von der iberischen Halbinsel durch, doch mit Ruhm bekleckerten sich Spanien und Portugal wahrlich nicht. Dabei legte der Europameister heute für seine Verhältnisse viel Initiative an den Tag. Beim 1:1 gegen den Iran zahlte sich das nur bedingt aus.
Lethargisch gingen die Portugiesen über weite Strecken zu Werke. Sehr bedächtig, mit wenig Bewegung und ohne Tempo schafften sich die Südwesteuropäer kaum Räume und bekamen ihren Stürmerstar Cristiano Ronaldo selten in Szene gesetzte. Erst ein feiner Doppelpass mit anschließendem Geniestreich verhieß kurz vor der Pause Erfolg. Ricardo Quaresma beförderte das Kunstleder mit dem rechten Außenrist unhaltbar ins lange Eck (45.).
Nach Wiederbeginn hatte die "Seleção Portuguesa" weiter die größeren Spielanteile – am Ende waren es nahezu 75 Prozent Ballbesitz – am Spielrhythmus änderte sich zunächst kaum etwas. Zu allem Überfluss vergab Ronaldo die Gelegenheit, für klare Verhältnisse zu sorgen, als er einen an ihm verwirkten Foulelfmeter verschoss (53.).
Auf der Gegenseite machte der Iran viel aus seinen Möglichkeiten. Von Portugal kaum ernsthaft auf die Probe gestellt, stand die Defensive zumeist sicher. Darüber hinaus agierten die Perser im Umschaltspiel zwischenzeitlich richtig frech. Doch trotz allen Mutes fehlte es letztlich an Torgefahr. Wirklich hochkarätig erwiesen sich die Torannäherungen nicht.
Aufgrund ihrer Harmlosigkeit waren die Iraner auf einen Strafstoß aus. Und der wurde ihnen in der Nachspielzeit tatsächlich geschenkt. Das eigentlich nicht ahndungswürdige Handspiel von Cédric hielt Schiedsrichter Enrique Cáceres nach Ansicht der Videobilder erstaunlicherweise für strafbar. Karim Ansarifard scherte sich nicht um die Richtigkeit der Entscheidung und verwandelte souverän (90.+3). Für das erstmalige Überstehen einer WM-Vorrunde jedoch war das zu wenig. Nie zuvor hatten die Iraner in einer Gruppenphase mehr als einen Zähler verbucht. Diesmal waren es vier und das reichte noch immer nicht. Für die Mannschaft von Carlos Queiroz ist die WM beendet.
Für die Portugiesen hatte der späte Ausgleich zur Folge, dass ihnen der Gruppensieg aus den Händen glitt. In der Konsequenz muss der Europameister im Achtelfinale gegen Uruguay ran.
Spanien in letzter Minute zum GruppensiegParallel betätigte sich Spanien gegen die bereits ausgeschiedenen Marokkaner. Dabei wusste der Weltmeister von 2010 nicht zu überzeugen. Ein spätes Tor zum 2:2 rettete den Iberern zumindest einen Punkt. Zugleich durfte man dem Iran danken, dass es in dieser Konstellation sogar für den Gruppensieg reichte.
Vor 33.973 Zuschauern in der Arena Baltika in Kaliningrad waren die befreit aufspielenden Marokkaner zweimal in Führung gegangen. In beiden Fällen gaben die Spanier eine recht zügige Antwort. Den Torreigen eröffnete Khalid Boutaïb (14.). Lediglich fünf Minuten später glänzten die Südwesteuropäer mit einem ganz feinen Spielzug. Wunderbar und präzise heraus gespielt, musste "Isco" am Ende der Kette nur noch vollstrecken (19.).
Ein wirkliches Signal des Aufbruchs stellte der Treffer nicht dar. Spanien war nicht in der Lage nachzulegen. Vielmehr geriet das Team von Fernando Hierro in der Schlussphase erneut in Rückstand. Youssef En-Nesyri brachte die Nordafrikaner wieder in Führung. Da parallel auch der Iran gegen Portugal zurücklag, drohte den Spaniern zumindest kein Ausscheiden.
In der Nachspielzeit nahm die Angelegenheit noch eine Wendung. Iago Aspas sorgte mit einem feinen Hackentor für den Ausgleich (90.+1), doch erst der Videobeweis bestätigte die Rechtmäßigkeit. Da nahezu zeitgleich auch der Iran traf, spülte es die "Furia Roja" im letzten Moment noch an die Tabellenspitze. Statt Uruguay heißt der Achtelfinalgegner daher nun Russland.
