Brasilien wenig weltmeisterlich

Zäh verlief der Turnierauftakt für den Titelverteidiger, wie für so viele andere Mannschaften auch. Mit einem glücklichen 1:0-Sieg gegen Kroatien fuhr der Weltmeister die eingeplanten drei Punkte ein. Dabei lebten die Südamerikaner von einer Einzelleistung. Dank der exzellenten Schusstechnik von Kaká blieb ihnen so ein Fehlstart erspart.

Lustlos und lauffaul - Brasiliens Offensive

Ungewöhnlich für ein Spiel mit brasilianischer Beteiligung, der Ballbesitz verteilte sich nahezu gleichmäßig auf beide Mannschaften. Die viel gerühmte Offensive war mit Ausnahme von Kaká nicht existent. Kaum ein Brasilianer erreichte auch nur annähernd Normalform. Das statische Angriffsspiel konnte die gute kroatische Defensive kaum in Verlegenheit bringen. Die Stürmer, insbesondere Ronaldo, vermieden beinahe jeden unnötigen Schritt. Mancher würde in diesem Zusammenhang die Vokabel Arbeitsverweigerung gebrauchen. Darüber hinaus präsentierte sich die Abwehr wenig souverän, ließ einige Chancen zu.

Kroatien hätte zumindest einen Punkt verdient

Die Kroaten, so schien es, waren überrascht, was ihnen die Brasilianer alles gestatteten. Mit etwas mehr Konsequenz und Glauben an die eigenen Fähigkeiten wäre für sie viel mehr drin gewesen. Die Mannschaft von Zlatko Kranjčar arbeitete defensiv sehr konzentriert und diszipliniert. Zunächst auf Fehlervermeidung aus, wurden zunehmend auch offensive Akzente gesetzt. Eine Reihe von guten Chancen war die Folge. Allesamt blieben sie ungenutzt.

Für den Einzug ins Achtelfinale sollte dies dennoch reichen. Australien und Japan sind angesichts der gezeigten Leistung zu schlagen. Gleiches gilt für die Brasilianer. Allerdings sind die Ziele der "Seleção" ganz andere. Mit solch geringem Aufwand jedoch ist der WM-Titel schwer zu erringen.

Leistungssteigerung auf Knopfdruck?

An dieser Stelle kommt eine vorherrschende Meinung ins Spiel, dass Brasilien jederzeit mehrere Gänge hoch schalten könnte. Gelingt dies tatsächlich so problemlos? In der Heimat liebt man den erfolgreichen, aber besonders auch den schönen Fußball. Doch ist gerade Trainer Carlos Alberto Parriera bekannt dafür, eher ergebnisorientiert veranlagt zu sein. Angesichts unbestritten vorhandener Klasse ist somit zu vermuten, dass die brasilianische Mannschaft, abhängig vom Gegner, noch reichlich Steigerungspotenzial hat. Ob sie den erhofften Glanz wird verbreiten können, bleibt abzuwarten.